Yo estoy aqui- Aqui estoy yo

30 09 2011
Projekt - Granja Tarapacá

Projekt - Granja Tarapacá

Nun lebe ich seit zwei Wochen hier in Cali. Ich habe gerade zum ersten Mal die Möglichkeit meinen Blog zu füllen, da ich gerade für länger als 5 Minuten Internet habe. Zwei Wochen in Cali, eine Woche im Projekt. Es fühlt sich einfach großartig an. Langsam kristallisieren sich die Aufgaben heraus, man wird selbstständiger und sicherer in seinem Tun. Wie ich schon erzähl habe bin ich für die älteren Muchachos und Marlene für die jüngeren Muchachos zuständig. Dennoch betreue ich den elfjährigen Jungen mit Autismus, während der Zeit auf dem Feld. Ich versuche ein paar Übungen, die ich mit einem Kind in Deutschland gemacht habe, in seinen Tagesablauf einzubauen. Es ist für mich eine große Herausforderung. Er spricht nicht viel, aber gerne für sich. Wenn man ihn auffordert, dauert es seine Zeit, bis er antwortet. Meine Übungen könnten bewirken, dass er schneller antwortet und seine Umwelt, so wie sich selber benennen kann. Nur hatte ich in Deutschland die Möglichkeit die Übungen über einen Zeitraum von 3 Stunden zu praktizieren. Trotzdem denke ich, dass Tarapacá das perfekte Projekt für all diese Muchachos ist. Sie lernen sich für die Gruppe zu engagieren, ihre Rolle in einer Gruppe zu verteidigen, auch mal nachzugeben. Es ist ein gemeinschaftlicher Prozess, und ich freue mich ihn begleiten und mit entwickeln zu dürfen.

San Antonio

San Antonio

Granja Tarapacá macht glücklich. Wir sähen, backen, malen, füttern die Tiere, schälen Mais, jähten Unkraut, kochen und essen gemeinsam. Und vorallem wird gelacht. Sei es Felipe Castro, der mich fragt, ob ich single sei und dann seine Hand auf mein Knie legt, sei es eine stürmische Umarmung von Maria Camila, sei es das strahlende Gesicht von Nicolás, wenn er wieder ein Wort weiß. Manchmal gibt es Situationen, in denen mit die Tränen in den Augen stehen. Wenn ich müde bin, habe ich Schwierigkeiten mit dem Spanischen, manchmal habe ich einfach keine Lust zuzuhören und mich zu konzentrieren. Es ist wunderschön eine Sprache zu intensivieren, vor allem wenn man spürt, dass es flüssiger wird. Aber es ist auch anstrengend und nervenaufreibend. Wir ziehen um! Morgen werden wir uns mit dem Sohn der einen Familie treffen, in der Marlene unter kommen wird. Ich werde zu einer alleinstehenden Frau ziehen. Vamos a ver! Morgen sind wir mit Manuél verabredet, einem kolumbianischen Freiwilligen Tarapacás. Ich habe das Gefühl, wir werden pro Wochenende in neue Freundeskreise integriert, ich bin gespannt wo wir hängen bleiben. Mir geht es jetzt gut hier, ich habe kein Heimweh mehr, ich denke an meine lieben Menschen, aber kann mir ernsthaft vorstellen hier ein Jahr lang zu bleiben. Wir haben Insgesamt 2 ½ Monate Freizeit um zu reisen. Bisher habe ich mir Peru, Ecuador und Kolumbien in größerem Maße vorgenommen.

Der Sohn einer maestra
Der Sohn einer maestra


Viva la Salsa (Nachträglich vom Samstag dem 24. September)

30 09 2011

Viva la Salsa (Samstag 24. September)

Die erste Woche liegt nun hinter mir. Es war keine leichte Woche. Ich weiß gar nicht so genau, was die Schwierigkeit dieser Woche ausmachte. Erst war es irgendwie das Heimweh, oder das Menschenweh. Man denkt doch sehr intensiv an die Menschen, die einen in den letzten Tagen bis zum Flug begleitet haben. Danke an alle!

Dazu kommt die Erschöpfung, die sich breit macht, da ich mich erst an das subtropische Klima, sowie die neue Zeit gewöhnen muss. Marlene und ich gehen nach kolumbianischer Zeit immer gegen 9 Uhr abends schlafen und stehen um 05.30, kurz bevor die Sonne aufgeht, auf. Die Uhr  tickt hier anders, man steht früher auf, vielleicht um mehr Spielraum für Termine zu haben, die trotzdem nicht pünktlich eingehalten werden können.

Die Woche gestaltete sich nach dem Tag in Tarapacá jeden Tag gleich. Morgens fuhren Johannes, Marlene und ich mit unserem Betreuer Mario in die Stadt um Passbilder, Blutproben, Papiere und Fingerabdrücke für das D.A.S zu besorgen und schließlich dort einzureichen. Die Nachmittage verbrachten wir damit uns vom Morgen zu entspannen, zu lesen, zu schreiben, zu malen und nachzudenken. Dafür ist viel Zeit, zu viel vielleicht.

Seit gestern jedoch habe ich das Gefühl hier langsam glücklich zu werden. Zusammen mit Laura, die gerade ihren Freiwilligendienst mit den „Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiner’s e.V“ in einer Heilpädagogischen Einrichtung in Deutschland absolviert hatte, gingen wir Salsa tanzen.

Davor schlenderten wir mit Johannes und seiner Gastmutter durch das Künstlerviertel „San Antonio“, dessen bunt gestrichene Häuser an Havana erinnern. So stelle ich es mir jedenfalls vor. So stellte ich mir jedoch auch Kolumbien vor. Aus den Häusern schallen südamerikanische Klänge und die lauten Stimmen der Afrokolumbianer, Indigener und Kolumbianer. Die Menschen sind nicht nur unterschiedlichen Ursprungs, sie unterscheiden sich auch in ihrer Lebensart. Wieder prallt hier arm auf reich.

Nachdem wir zufällig auf einem öffentlichen Gelände einer der beliebtesten kolumbianischen Bands zugehört hatten, machten wir uns mit dem Taxi auf zur Rumba. (So nennt man hier den Zustand des Feierns)

Plötzlich war ich da. Erst war ich extrem unsicher, ich tanzte Salsa nun schon das eine oder andere Mal. Trotzdem wurde mir plötzlich klar, dass ich mich in Cali, in der Stadt des Salsa befinde und unbedingt vermeiden müsste zu tanzen. Diese Angst hielt ungefähr für 3 Minuten an, dann wurde ich aufgefordert und zusammen mit Marlene wie ein Wanderpokal von Tänzer zu Tänzer gereicht, natürlich nur im Kreise der Gruppe. Es war unglaublich Stunde für Stunde zu tanzen, alles um sich herum zu vergessen, nur da zu sein, die bloße Existenz zählt. Keine Gedanken, keine Sorgen, bloße Bewegung des Körpers. Marlene und ich wurden für unser Tanzgefühl sogar gelobt. Tienes que sentir, no pensar! Du musst fühlen, nicht denken!

Wir tanzten bis tief in die Nacht hinein und übernachteten dann bei Laura. Ihr ist dieser schöne Abend und das Finden erster freundschaftlicher Kontakte zu verdanken. Sie wird in drei Wochen wieder nach Deutschland fliegen, weil sie dort die Möglichkeit bekommen hat eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin in einer Waldorfeinrichtung zu machen. Diese Art von Ausbildung gibt es hier bedauerlicherweise nicht.



Valle del Cauca – Das Caucatal – (nachträglich vom Montag dem 19.September)

30 09 2011

Zwei weitere Tage sind vergangen und langsam erhalte ich einen Eindruck über das „Valle del Cauca“, einen Überblick werde ich wohl  niemals haben. Gestern hat uns Mario das Schulgelände gezeigt. Es ist schlicht und ergreifend: wunderschön.  Das Unterstufengebäude ist blau angestrichen, nach oben hin zieht es sich ins dunkelblau. Auch in den Klassen verändert sich das Licht von der ersten Klasse bis hin zur 12 und letzten Klasse. In der ersten Klasse ist das Licht warm und eine gemütliche, geborgene Atmosphäre wird verströmt, die dem Kind noch erlaubt spielerisch zu lernen. Später wird das Licht heller, und an die Schüler werden mehr Ansprüche gestellt..

Die Schule ist in einem Kreis angeordnet, in der Mitte befindet sich ein riesiger Baum, um den die Kinder in ihren Pausen spielen. Die Schule besitzt einen großartigen Gartenbaubereich. Wenn man ihn durchläuft schauen große Palmen, bunte Blumen und Bananenstauden auf einen hinab. Alles wird begleitet von den Gesängen von Vögeln und Papageien. Dem einen Papagei bin ich bis auf einen Meter entgegen getreten, zuerst ruhte er und begann dann fürchterlich zu krähen und mit seinen Flügeln zu schlagen, später erfuhr ich, dass er der Papagei des Hauses sei und sehr zickig sein konnte!

Granja Tarapacá: (Dienstag 20.September)

Heute morgen mussten Marlene und ich um halb 6 aufstehen, das ist hier normal. Aufgrund des Jet Lacks und des damit verbundenen früh ins Bett Gehens verspüre ich noch keine übermäßige  Müdigkeit, oder Schwierigkeit aufzustehen. Das wird sich sicher ändern! Wir fuhren mit unserem derzeitigen Gastvater zum Colegio und dann weiter zu meinem zukünftigen Arbeits- und Lebensplatz. „G

En la Granja

En la Granja

Das Schulgebäude in Tarapacá

Das Schulgebäude in Tarapacá

Tarapacá“. Die Fahrtzeit vom Colegio, dass im Süden Cali’s liegt bis zum im Norden gelegenen Palmira, wo sich das Projekt befindet, beträgt ca. 1 ½ Stunden mit dem Auto. Die Fahrt war jedoch nicht nur eine einfache Fahrt. Es war der erste Einblick in ein Leben, dass ich bisher nur auf Fotos oder Reportagen erahnen konnte. Wir fuhren durch Dörfer dessen Armut unglaubliche Außmaße erreicht. Die meisten Menschen, die in diesen Dörfern leben sind Afrokolumbianer und stammen von den ehemaligen Afrikanischen Sklaven ab. Generell besitzt Cali eine Vielfalt an verschiedenen Menschen, wie keine andere Stadt in Südamerika. Es gibt neben den Calenos, Afrokolumbianer und Indigene, sowie Mischungen aus all diesen.

Der Blick in die afrokolumbianischen Dörfer verschlug mir die Sprache und beschämte mich. Ich saß da auf der Rückbank des Kia’s und ließ mich durch die Gegend chauffieren. Und dann kommt das Mitleid. Ändern tut sich daran nichts. Man ist bloß Zuschauer eines grausamen aber exsistierenden Elends. Das Elend zeichnet die Gesichter. Die Häuser sind verwahrlost und eng aneinander gebaut. Überall laufen Tiere herum, wachsen Pflanzen, viele Menschen versuchen am Straßenrand Obst und Gemüse zu verkaufen. Besonders niederschmettern tun mich die Kinder auf der Straße. Ohne Perspektive, oft vereinsamt, krank und drogensüchtig. Auch die Tiere werden hier sehr schlecht behandelt. Gestern morgen fuhren wir mit dem Auto aus dem Tor und sobald es sich hinter uns verschlossen hatte sah ich auf der Straße abgemagerte Pferde  und Kühe, deren Rippen man zählen kann. Oft kommt es vor, dass ein kleines Pferd eine Kutsche mit mehr als 6 Personen ziehen muss und dann für Stunden am Wegesrand abgestellt wird.

Jetzt endlich zu etwas Schönem. Als wir in Palmira ankamen war noch niemand da. Mein Gastvater zeigte uns das Grundstück des Projektes, dass ebenso wie die Schule im anthroposophischen Stil erbaut wurde. Plötzlich durchströmte mich ein ungeheures Glücksgefühl, denn vor mir erstreckten sich die Felder des Projektes, ein kleiner See  und die hier 5000m hohen Anden. Sie scheinen dort so nah zu sein, sodass man sie direkt erklimmen möchte!

Das Grundstück besitzt neben Feldern, Beeten und dem Wasser ein kleines aber feines Gebäude, in dem sich zwei Klassenräume, ein Gemeinschaftsraum und offene Küche befindet.

Die Begegnung mit den „muchachos“, so werden die Menschen mit den verschiedenen Behinderungen hier liebevoll genannt, war sehr interessant und unglaublich erfüllend. Nach und nach kamen sie auf Johannes, mich und Marlene zu, stellten sich vor, gingen einfach an uns vorbei oder berührten uns nur. Ein Mädchen ist besonders herzlich und immer schwer enttäuscht, wenn man sie nicht versteht. Die Begegnungen waren auch deshalb so spannend, weil einfach jeder seine ganz besonderen Charakterzüge und Eigenheiten besitzt. Sie sind laut, leise, lustig, ernst, wild, zurückgezogen. Dann kommen natürlich noch die unterschiedlichen Behinderungen dazu. Es gibt einen elfjährigen Autisten, der nicht spricht wenn man ihn bittet, aber für sich alleine wiederholt er plötzlich ein Wort hundert Mal. Darüber hinaus gibt es einige die geistig schwächer sind, oder andere die Trisomie 21 haben. Wieder andere zeigen Merkmale aus unterschiedlichen Behinderungen auf, oder wirken gar nicht behindert. Ein Junge ist schwerstbehindert und zu keiner wirklichen Konversation fähig, aber plötzlich umfasst er deine Hand ganz fest. Ich erhoffe mir irgendwann zu erkennen, was er braucht. Ein junger Mann in meinem Alter ist psychisch sehr krank und hat sicherlich ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, es ist schwer ihm die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, ihm aber auch verständlich zu machen, wenn man gerade keine Zeit für ihn hat. Ich habe heute schon ein bisschen begonnen den Alltag mit den Muchachos zu verbringen. Mit einem älteren Jungen, der meiner Einschätzung nach auch autistische Züge hat, habe ich Käse gemacht. Mit einem anderen, der das Down Syndrom hat, habe ich die Beete gegossen und bin dafür immer wieder und wieder zum Fluss gelaufen um neues Wasser zu holen.

Ich habe das Gefühl der Aufgabe gewachsen zu sein und bestimmt und dennoch liebevoll sein zu können.

Die Begrüßung der Gruppe und der Maestras (Lehrerinnen, Betreuerinnen) war sehr schön und ich habe mich willkommen geheißen gefühlt. Wir standen mit allen zusammen im Kreis und haben eine Art Morgentanz und ein Morgengedicht (Morgenspruch) aufgesagt und so den Tag begonnen. Marlene und ich spielten mit der Gruppe Blockflöte. Marlene wird für die Jüngeren und ich für die Älteren Muchachos zuständig sein, beziehungsweise die Maestras bei ihrer Arbeit begleiten und unterstützen. Ich bin damit sehr zufrieden. Ich kann mir gut vorstellen ein Jahr in dieser Gruppe zu sein, ein Teil von ihr zu sein, zu lernen und zu lehren. Es ist so schön einen Bezug zu den Muchachos aufzubauen, einige sind heute schon so zutraulich gewesen. Ein Mädchen aus Marlenes Gruppe kam heute zu mir und streichelte mir den Rücken, dann sagte sie: Tienes pelos bonitas!

Die Feldarbeit gefällt mir unheimlich gut. Ich liebe den Blick auf die Berge, außerdem tut die Anstrengung nach einer trägen und unproduktiven Zeit sehr gut. Anschließend gibt es für die Muchachos eine Stunde lang Unterricht. Nach dem Mittagessen und der Pause, in der ich tatsächlich Fußball spielte, konnte man künstlerisch tätig sein und den Muchachos dabei helfen. Es gibt hier nicht nur die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung, auch die feinmotorischen Fähigkeiten der Muchachos wird erweitetert. Es ist mein persönliches Paradies!

Um halb 4 Uhr endet der Tag für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sowie für uns und die Maestras. Ein typisch kolumbianischer Bus bringt jeden Einzelnen nach Hause. Bis zu unserer Gastfamilie, die wir aufgrund der folgenden Fahrzeit wechseln werden, brauchten wir fast 3 Stunden. Eine Fahrt voller Liebesgeständnisse der Muchachos, Schlaglöchern die zu Übelkeit führen, Blicken auf arme zerfallene Dörfer und dann im Zentrum der Stadt die Sicht auf Glamour und dicke Autos, kamen wir zu Hause an.

Obst essen. Blog schreiben. Licht aus. Schlafen. Buenas noches mis amores!



24 Stunden oder der längste Tag meines Lebens

18 09 2011

Am 16. September  verabschiedete ich zum 5ten Mal meine lieben Freunde und fuhr abends zusammen mit Mama und Luis nach Frankfurt zum Flughafen.  Die Stimmung war gereizt und euphorisch zugleich, als wir schon unterwegs waren liefen Anika und Marie noch hinter dem Auto her und wir umarmten uns schnell. Am Flughafen trafen wir Papa, der eine Woche in Kenia gewesen war und Cil, die von ihrer halbjährigen Südamerikareise wiederkehrte. Wie vereint man die Gefühle von Wiedersehen und Abschied? Wir haben es irgendwie geschafft. Zusammen mit Cil’s Freund Tobi fuhren wir mit dem VW-Bus nach Frankfurt rein und gingen bei einem Italiener selbstgemachte Nudeln essen. Cil gab mir viele Tips zu Südamerika, wie ich mich zu verhalten hätte, und worauf ich unbedingt achten müsse. Im Bus gruben wir nochmal mein komplettes Gepäck, schmissen Sachen raus, außerdem übergab mir Cil Dinge aus ihrem Gepäck. Irgendwann überfiel mich ein ziemlich mulmiges Gefühl, die Aufregung packte mich, der Zeitpunkt der Abfahrt, auf die ich quasi seit Monaten warte, sollte endlich kommen.

Nachdem wir uns zu sechst in den Vw-Bus gelegt hatten, um ein paar Stündchen zu schlafen, klingelte der Wecker um halb 5 und wir machten uns samt Gepäck auf den Weg zum Flughafen.

24.Stunden:

Dort traf ich Johannes und seine Familie. Der Abschied fiel mir schwer, dennoch überstieg die Euphorie und Aufregung über das was kommen würde, jegliche Trauergefühle.  Der Flug nach Paris verflog im Nu. Der zehnstündige Flug von Paris nach Bogotá hatte es in sich. Ich befand mich in einem Zustand zwischen tiefer Erschöpfung, Aufregung und Langweile. Als wir dann endlich in Bogotá ankamen regnete es in Strömen und kalte Luft wehte mir ums Gesicht. Der Flug nach Cali, war kaum zu glauben, der angenehmste und das Flugzeug das modernste und best ausgestattetste auf der ganzen Reise. Das Abbauen der Klischées konnte also beginnen.

Cali:

Wie oft hatte ich den Namen der Stadt ausgesprochen: C A L I. Wenn sich so ein beinahe leerer Raum plötzlich füllt, ist das unheimlich spannend. Der Schulleiter der Schule Mario holte und zusammen mit dem Fahrer Luis ab und los ging es mit einem Kleinbus, an dessen Decke ich mir immerzu den Kopf stoß, wenn wir über einen der sämtlichen Hubbel der schlechten Straßen fuhren. Mario ist sehr sympathisch und unterrichtete uns ein bisschen über Cali. Es war der absolute Wahnsinn. Sein Spanisch verstehe ich ganz gut und wurde auch direkt  für meins gelobt. Mit der Rappelkiste fuhren wir durch die Stadt, durch unheimlich arme Viertel, in denen ich Straßenkinder und viel zu viele Menschen auf einem kleinen Raum erblickte. Ich sah Kinder die Rosen verkauften, bettelten, schwangere Frauen, ja unheimlich viele Frauen. Der Verkehr tobte, die Motorräder überholten uns ständig, jeder fuhr so wie er wollte. Man hörte Sirenen von Polizei und Krankenwägen, lateinamerikanische Musik, sah bunte Busse, alte und neue Autos. Es begann kräftig zu regnen, trotzdem war es einfach nur heiß. Das subtropische Klima ist drückend, aber ich empfinde es als sehr angenehm.

Die Ungleichheit, die in Kolumbien besteht lässt sich erkennen, wenn man mit dem Auto die Stadt durchquert. Nachdem wir etliche arme Viertel passiert hatten, gelangten wir in einen reichen Bezirk, wo sich auch die Waldorfschule „Luis Horacio Gomez“  befindet. Plötzlich werden die Straßen breiter und besser, die Grundstücke größer. Die Grundstückewerden durch große Tore, Stromdräte und Alarmanlagen gesichert. Mario zeigte mir die wunderschöne Schule, ich war überwältigt. Wir schlenderten durch die offenen Gebäude, die bunt angestrichenen Klassen und die wunderschöne Natur. Begleitet wurden wir von den Lauten der Grille, der Zikade, der Vögeln und den Fröschen. Ich hatte das Gefühl  direkt im Urwald zu stehen. Der Vater der Familie Gunar sammelte mich ein und wir fuhren zu seiner Finca. Ein großes Haus, mit Bambusstreben und offenen Fenstern oder Flächen, wo Fenster sein könnten. Allgemein sind die Häuser hier sehr offen, anders ist es hier in warmen Zeiten nicht auszuhalten. Zurzeit regnet es häufiger und die Luft kühlt ab, dennoch ist es sommerlich.

Das große Haus erinnert mich an zu Hause, es gibt viel Holz und Farbe, bunte Fliesen und Chaos. Anders als zu Hause kriecht alles. Überall sind Tiere, aber ich finde das in Ordnung, solang sie nicht unter mein Himmelbett aus Mosquitonetz klettern.

Nach 24 Stunden Wachsein ging ich endlich schlafen und schlief 12 Stunden lang, was ungewöhnlich ist, denn wenn hier Morgen ist, ist in Deutschland schon Nachmittag und trotzdem konnte ich schlafen.

Das Frühstück hier ist köstlich. Muy rico! Es gab Maisfladen, Bananenmilch, Zapotes, eine Frucht die wie eine Mischung aus Mango und Kokosnuss schmeckt und Brot. Ich liebe das Obst hier. Im Garten wachsen Magos, Bananen, Zapotes und noch viel mehr. Dazu gab es frischen Tee mit Kräutern aus dem Garten.. Wir aßen zusammen mit dem Rektor Mario und der endlich angekommenen Marlene, meiner netten Mitfreiwilligen.

Nun lass ich alles erst einmal auf mich wirken. Ich bin noch nicht ganz da, hänge mit den Gedanken noch zu Hause, beim Flug, bei den Eindrücken der gestrigen Stadtrundfahrt.

Ich werde mich jetzt zwischen Palmen und Obstbäumen in die Hängematte legen und lesen, oder einfach wieder schlafen. Es ist ein Tag der Ankunft, des Ankommens. Morgen lerne ich das Projekt kennen, in dem ich für ein Jahr arbeiten werde. Ich freue mich.. Ich denke an euch..



Meine Reisevorbereitungen

6 09 2011

Bienvenidos,

in 10 Tagen geht es los! Ich fliege nach Kolumbien, wo ich ein Jahr lang leben werde. Nachdem ich mich seit Wochen bemühe alle Impfungen zu bekommen, die für Kolumbien notwendig sind, bin ich gestern zur heimatlichen Apotheke gegangen und habe eine Reiseapotheke anlegen lassen, von der ich im nächsten Jahr hoffentlich eher weniger als mehr Gebrauch machen werde. Und nun beginnt langsam das Koffer packen. Was benötigt man wirklich für eine Reise, was sind nur materielle Dinge an denen man emotional hängt? Was kann ich in Cali nicht kaufen und muss es daher auf Vorrat mitnehmen?  Bei einer Sache bezüglich des Packens bin ich mir jedoch sicher. Lieber jede Menge intellektuelle Nahrung, sprich Bücher, als zuviel Kleidung!

Im Grunde bin ich aber sehr entspannt, die Aufregung macht sich eher in meinen Träumen und in meinem Unterbewusstsein breit und bringt mich tagsüber zum Nachdenken. Ich freue mich dennoch wirklich sehr, es wird Zeit zu gehen, wieder eine Aufgabe zu besitzen, die einen Tag für Tag fordert.

Ich freue mich auf Begegnungen und Erlebnisse aller Art. Seit dabei!

Zoe