Viva la Salsa (Nachträglich vom Samstag dem 24. September)

30 09 2011

Viva la Salsa (Samstag 24. September)

Die erste Woche liegt nun hinter mir. Es war keine leichte Woche. Ich weiß gar nicht so genau, was die Schwierigkeit dieser Woche ausmachte. Erst war es irgendwie das Heimweh, oder das Menschenweh. Man denkt doch sehr intensiv an die Menschen, die einen in den letzten Tagen bis zum Flug begleitet haben. Danke an alle!

Dazu kommt die Erschöpfung, die sich breit macht, da ich mich erst an das subtropische Klima, sowie die neue Zeit gewöhnen muss. Marlene und ich gehen nach kolumbianischer Zeit immer gegen 9 Uhr abends schlafen und stehen um 05.30, kurz bevor die Sonne aufgeht, auf. Die Uhr  tickt hier anders, man steht früher auf, vielleicht um mehr Spielraum für Termine zu haben, die trotzdem nicht pünktlich eingehalten werden können.

Die Woche gestaltete sich nach dem Tag in Tarapacá jeden Tag gleich. Morgens fuhren Johannes, Marlene und ich mit unserem Betreuer Mario in die Stadt um Passbilder, Blutproben, Papiere und Fingerabdrücke für das D.A.S zu besorgen und schließlich dort einzureichen. Die Nachmittage verbrachten wir damit uns vom Morgen zu entspannen, zu lesen, zu schreiben, zu malen und nachzudenken. Dafür ist viel Zeit, zu viel vielleicht.

Seit gestern jedoch habe ich das Gefühl hier langsam glücklich zu werden. Zusammen mit Laura, die gerade ihren Freiwilligendienst mit den „Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiner’s e.V“ in einer Heilpädagogischen Einrichtung in Deutschland absolviert hatte, gingen wir Salsa tanzen.

Davor schlenderten wir mit Johannes und seiner Gastmutter durch das Künstlerviertel „San Antonio“, dessen bunt gestrichene Häuser an Havana erinnern. So stelle ich es mir jedenfalls vor. So stellte ich mir jedoch auch Kolumbien vor. Aus den Häusern schallen südamerikanische Klänge und die lauten Stimmen der Afrokolumbianer, Indigener und Kolumbianer. Die Menschen sind nicht nur unterschiedlichen Ursprungs, sie unterscheiden sich auch in ihrer Lebensart. Wieder prallt hier arm auf reich.

Nachdem wir zufällig auf einem öffentlichen Gelände einer der beliebtesten kolumbianischen Bands zugehört hatten, machten wir uns mit dem Taxi auf zur Rumba. (So nennt man hier den Zustand des Feierns)

Plötzlich war ich da. Erst war ich extrem unsicher, ich tanzte Salsa nun schon das eine oder andere Mal. Trotzdem wurde mir plötzlich klar, dass ich mich in Cali, in der Stadt des Salsa befinde und unbedingt vermeiden müsste zu tanzen. Diese Angst hielt ungefähr für 3 Minuten an, dann wurde ich aufgefordert und zusammen mit Marlene wie ein Wanderpokal von Tänzer zu Tänzer gereicht, natürlich nur im Kreise der Gruppe. Es war unglaublich Stunde für Stunde zu tanzen, alles um sich herum zu vergessen, nur da zu sein, die bloße Existenz zählt. Keine Gedanken, keine Sorgen, bloße Bewegung des Körpers. Marlene und ich wurden für unser Tanzgefühl sogar gelobt. Tienes que sentir, no pensar! Du musst fühlen, nicht denken!

Wir tanzten bis tief in die Nacht hinein und übernachteten dann bei Laura. Ihr ist dieser schöne Abend und das Finden erster freundschaftlicher Kontakte zu verdanken. Sie wird in drei Wochen wieder nach Deutschland fliegen, weil sie dort die Möglichkeit bekommen hat eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin in einer Waldorfeinrichtung zu machen. Diese Art von Ausbildung gibt es hier bedauerlicherweise nicht.



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