Noch Wochen, Tage, Stunden…

3 08 2012

Zum letzten Mal..

Nun bleiben mir noch 6 Wochen in Kolumbien. Gestern kehrte Kis nach Hause zurück und konfrontierte mich mit dieser Tatsache. „Zoe, dir bleiben noch 6 Wochen. Mir wurde das heute plötzlich bewusst und ich fragte mich, wie denn dann alles werden wird, wie der Alltag aussieht. Ich sorge mich nicht um unsere zwischenmenschliche Verbindung, die bleibt fürs ganze Leben, aber unsere Beziehung beinhält so viel physischen Kontakt. Dich zu umarmen, dich bei uns zu spüren, dich täglich zu fragen, wie es dir geht und  mitzuerleben was du erlebst, all das wird sich verändern. Dass ich mich für dich und dein neues Leben in Jena freue, bleibt außer Frage, aber ich hasse den Gedanken an eine Realität ohne dich.“ Mich rührte das natürlich, aber bestärkte mich nur noch mehr in dem Gedanken,  irgendwann wieder nach Cali zurückzukehren. Auch sagte sie mir, dass ich ihr nun sehr ruhig und ausgeglichen vorkäme, auch meine „übermäßige Emotionalität“ hätte ich ein bisschen zügeln können. Sie sähe mich ausgeglichen im Bezug auf mich selbst und gegenüber der Welt im Allgemeinen.

Nach der Reise durch Ecuador besuchte ich für eine Woche ein anderes Projekt. Die „christliche Stiftung für Jugendliche“ bemüht sich um Kinder und Jugendliche eines ärmeren Viertels, dass in den Bergen am Rande Calis gelegen ist. Alle Kinder, die die Schule besuchen hatten Schwierigkeiten in anderen Schulen, wurden aufgrund von schlechtem oder rebellischen Verhalten der Schule verwiesen. So begegnen sich in „ACJ“ nun 40 laute und eigenwillige Kinder und Jugendliche, die allesamt aus einer harten Realität stammen. Viele ihrer Eltern befinden sich ohne Arbeit, oder verrichten illegale Jobs, um die Familie zu unterhalten. Die Kinder sind eigenwillig, robust, schlagen sich untereinander und testen ihre Grenzen gegenüber Autoritätspersonen „oder“ uns Praktikanten. Immer gilt es der Beste zu sein, seine Macht und Stärke zu beweisen, dem anderen das Gefühl zu geben, ihm unterlegen zu sein. Aber sie sind auch lernwillig, lebensfroh, sehr eigenständig und auf ihre Art und Weise liebevoll. Mariza, die Lehrerin der 40 Schüler geht autoritär, aber voller Liebe an ihre Arbeit heran, der einzige Weg, der zu funktionieren scheint. Für mich war der Einblick, außerhalb der „Waldorfluftblase“ eine Möglichkeit die wirkliche Realität Kolumbiens noch ein Stück besser kennen zu lernen und ich habe festgestellt, dass mich nun nichts so einfach stressen kann. Nach den Tagen in der Schule war ich zwar wahnsinnig müde, während der Arbeit konnte mich jedoch weder Geschrei noch das Testen jeglicher Grenzen der Kinder, wirklich aus der Ruhe bringen. Ich besuchte das Projekt mit Sarah, der Tochter von Anne und Gunnar, Marlene und Laura. Einen Tag jonglierten wir mit den Kindern, ich brachte ihnen Poi bei und Laura stellte ihre magische „Contact“- Glaskugel vor. Nun lasse ich wieder Bilder sprechen.