Qué bonita es esta vida!?

23 12 2011

Navidad. Amigos. Trabajo. Familia.

Es gibt soviel zu sagen, manchmal verliere ich fast den Überblick über Ereignisse, Erfahrungen, Gefühle und Gedanken..

Beginnen wir bei „Navidad“. Kaum vorzustellen ist wahrscheinlich, dass ich trotz der Hitze und dem kolumbianischen Leben in Weihnachtsstimmung bin. Natürlich gibt es keinen Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Adventskalender mit schönen Kleinigkeiten (Danke Mama) und Schnee. Aber die kolumbianische Weihnachtsstimmung erfüllt mich hier auf eine spirituelle Weise sehr. Im Projekt haben wir alle zusammen einen Adventskranz gebastelt, jeder Muchacho durfte einen Zweig befestigen und sich dazu ein Lied wünschen. Die Kolumbianer kennen mehr als 30 Weihnachtslieder, ein paar kann ich schon singen und auf der Blockflöte spielen 😀 Meine gesammelten Waldorferfahrungen kommen also wieder zum tragen. Und das macht mich glücklich. Meine Kindheit begann antrophosofisch und endet mit dieser. Und wer weiß, vielleicht wird sie mein weiteres Leben ebenso prägen. Ich fühl mich in meinem Projekt sowohl, der morgendliche Vers, das Blockflöte spielen, das Singen, die Eurythmie, das Arbeiten mit dem Jungen mit Autismus, die Arbeit auf dem Feld, das erarbeiten von Büchern aus Aquarellpapier, die Vorbereitung des Essens, alles ist in einen alltäglichen, aber so wohltuenden Fluss gekommen. Ein Routine, auf die man sich verlassen kann, in der man wachsen kann, die Vertrauen schenkt, einen auch selbst Dinge entwickeln lassen läßt. Auch ist die Routine wichtig für die Muchachos, jeden Morgen wiederholen wir mit ihnen, was der Tag bringen wird, und Nachmittags finden sich alle zusammen in der „Retrospectiva“ wieder, in der jeder einzelne seinen persönlichen Tagesablauf wiederholen muss. Das klappt bei einigen besser, bei eingen schlechter. Einerseits ist dies wichtig, um ein Gefühl von „Ich“ zu erlangen, zu wissen, welchen Platz man in seiner Arbeit hat, aber auch um die Gedanken zu schulen und Gedankengänge zu erweitern.

Ein Tag in Tarapacá.

1.)Ankunft

2.) Klar schiff machen des Geländes, Tische decken, das Frühstück   vorbereiten

3.) Morgenrunde –> Eurythmie, Morgenspruch, Aufsagung des Datums, Blockflöte, Gesang, Überblick über den Tag

4.) Frühstück

5.) Landwirtschaft bestehend aus dem was gerade anfällt. (Bearbeitung von Soya, Tomaten, Hibiskus, MAIS, Bohnen, Linsen, Amarandt, Milch zu Käse, Mehl und Zutaten zu Brot, etc.) – Für mich- Arbeit mit dem Jungen mit Autismus

6.) Eine Stunde Klasse mit der jeweiligen Epoche

7.) Mittagessen

8.) Pause – Für mich: 3 Mal die Woche Fußbad mit Rosmarin und Salz, um seinen Kreislauf in Schwung zu bringen, mit Juan Camilo Ruiz

9.) Kunst/Chor/Stricken, oder leichteres Arbeiten mit Wolle/für einige Gitarrenunterricht

10.) „Retrospectiva“- Mündliche Wiederholung des Tages + eine Frage über den Tag, die zum Nachdenken anregt. Bsp.: „Was hat dir am besten Gefallen“?

11.) Abschlussrunde mit Vers, Gesang

—> Dafür Sorge tragen, dass alle vor der Busfahrt auf Toilette gehen, teileise Begleitung geben.

Und ab nach Hause..

Meine Erfahrungen mit den verschiedenen Muchachos und ihren Spezialitäten, so nenne ich es liebevoll, prägt mich sehr. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich jeden einzelnde Umarmung Juan Camilo’s erwiedern. Er hat das Down-Syndrom und umarmt mich ungefähr einmal pro Minute. Er ist in meinem Alter, dass vergesse ich immer wieder, weil er so hilfebedürftig ist. Aber er kann soviel. Vorallem kann er mich zum Lachen bringen, wenn er gerade mal wieder den Korb mit den Wachsmalkreiden in den Garten geworfen hat, sich kaputt lacht, dann schreiend vor lachend aufstegt und jede einzelnde Kreide wieder aufhebt. wenn er selbiges mit seinem vollgeladenen Teller während des Mittagessens macht, aber nur lachend sitzen bleibt, dann ist das weniger lustig. Dann sage ich Maestra Zoe: Juan Camilo, levántate, vas a lavar el suelo. Dale pues!“ – Juan Camilo, du wirst jetzt den Boden putzen, aber schnell. Dann laufen wir gemeinsam zum Schuppen, holen das Putzzeug und er darf nicht weiter essen. Beim Nachtisch ist er dann schon wieder ganz dabei. Auch begleite ich ihn auf die Toilette und musste ihn schon das eine Mal im Garten mit dem Schlauch duschen, weil er in die Hose gemacht hatte. Und für mich ist es nun das normalste der Welt Verantwortung für jemanden zu übernehmen und ihn den ganzen Tag zu begleiten. Me lo encanta. Ich liebe es.

Nicht nur in Tarapacá spüre ich die weihnachtliche Spiritualität, auch in der Familie ist es besinnlich. Jeden Adventssonntag sitzt man im größeren Rahmen zusammen, es werden Märchen erzählt, es wird gesungen und gegessen.

Am Donnerstag kommen Jonas und Wenke, ein befreundetes Pärchen aus  Berlin, die gerade drei Monate auf verschiedenen Höfen in Ecuador verbracht haben. Sie werden im Barrio „Granada“ leben, das in der nähe von meinem zu Hause liegt und am Samstag zu unserer Präsentation des Krippenspiel’s in Tarapacá kommen. Das müsst ihr euch vorstellen. Die Muchachos spielen die Geburt Christi, sie singen, performen schauspielerisch und spielen Flöte. Es ist unglaublich witzig und interessant, wie sie in die verschiedenen Rollen schlüpfen, wie sie sich dort hineinfinden. Einige sind sehr aktiv dabei, andere, die schwerere Behinderungen haben, freuen sich einfach des Gruppengefühl’s. Am Sonntag wird die Adventsfamilie in meiner kleinen kolumbianischen Familie gefeiert, und Wenke und Jonas sind herzlich dazu eingeladen. Die darauf folgenden Tage bis zum heiligen Abend verbringen wir auf der Finca, die der Familie gehört, die mich und Marlene liebenswürdigerweise die ersten zwei Wochen meines Kolumbiendaseins, aufgenommen haben. 5 Tage ohne Strom, in einem großen Haus am Fluss, umgeben von den Anden. Ich werde meine Malsachen einpacken, meine wieder täglich bespielte Querflöte. Ich freue mich auf Ruhe, endlose Natur und insgesammt auf 4 Wochen Ferien. Zu Weihnachten werde ich zu meiner kolumbianischen Familie zurück kehren, auch zur großen Feria Cali’s, die Konzerte, Feierlichkeiten und Aktionen in der ganzen Stadt mitsich bringt. Qué rico! Am 29.Dezember fahre ich nach Bogotá und treffe dort einen lieben Freund aus Deutschland. Wir werden über Silvester in Bogotá bleiben und anschließend mit dem Bus in die Karibik fahren.



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