Un mes y medio

28 10 2011

Un mes y medioNun bin ich zum 4. Mal umgezogen, wenn man die Zwischenstation bei Marlene und ihrer Gastfamilie miteinberechnet. Und jetzt bin ich an einem Ort angekommen, den ich mir nicht schöner hätte erträumen hätte können. Ich bin angekommen. Kislima, die junge Lehrerin der „mayores“ in meinem Projekt „Tarapacá“, merkte letzten Montag, dass es mir nicht gut ging und bat mir spontan an, bei ihr einzuziehen. Meine Notlösung bei Marlene, hätte auch zu einer dauerhaften Wohnsitutaion werden können, der Gastvater, sowie der Gastsohn Mate und Marlene wären damit einverstanden gewesen. Aber als Kis mir das großartige Angebot machte, wusste ich das es das war, worauf ich gewartet hatte. Sie lebt zusammen mit Tutu ihrem Freund und dem 9-monatealten Matias in einer wunderschönen Wohung im Norden Cali’s. Sie riet mir, dass ich mir doch ersteinmal das Zimmer angucken sollte, da es so klein zu sein schien. Ich sagte, dass ich unter jeden Umständen einziehen möchte und einfach direkt mit Sack und Pack kommen würde. Ein Tag später war ich dann hier. Da standen sie, die junge Familie und hießen mich willkommen. Ich konnte es kaum fassen, eine Familie, die aber noch jung ist, mit der es wohl er zu einem schönen freundschaftlichen Zusammenleben kommen wird, als zu einem Mutter-Vater-Kind-Verhältnis. Das Zimmer ist wirklich winzig, es passt gerade so eine Matratze, eine kleine Kommode und darüber ein kleiner Schrank an der Wand hinein. Ich schätze das Zimmer so auf 5Quadratmeter. Es ist eine Kammer, die ich mit voller Sorgfältigkeit und Liebe stopfen werde. Es wird meine kleine persönliche Höhle, in die ich mich zum Schlafen und Ruhen zurückziehen kann. Alles andere kann ich im Rest der Wohnung tun, die wunderschön eingerichtet war. Tutu verkauft Kleidung und Tücher aus Indien, diese die ich eigentlich schon zu Genüge habe. Trotzdem habe ich mir ein schönes Tuch getauft, dass Ambiente in meinem Schlafreich schaffen soll. Ich bin hier nun seit 2 Tagen und fühle mich absolut glücklich. Ich sitze am Wohnzimmer und male, derweil läuft Panflötenmusik, ich schaue mir die Bilder von Tutu an den Wänden an und freue mich über den kleinen, wunderhübschen Matias, der herumkrabbelt und von Kira den Hund durch das Gesicht geschleckt wird. Abends koche ich mit Tutu und Kis zusammen, wir sitzen noch am Essentisch, trinken ein Bier und lachen zusammen. Ich habe die intensive Zeit mit Marlene genossen und die einsame Zeit in der letzten Wohnung, war sicherlich wichtig, um persönlich in Kolumbien anzukommen, aber nun ist es wirklich „meins“. Hier kann ich mich entfalten, kann die Sprache noch weiter intensivieren. Hier gehe ich früh schlafen, das ist unheimlich gut, da der morgen hier durch das Baby schon um 4.30 beginnen kann. Ich drehe mich dann nochmal um, heute morgen bin ich jedoch um 5.30 aufgestanden und mit Tutu und dem Hund in die Anden gelaufen. Sie sind hier innerhalb von 5 Minuten zu erreichen und dann führen steile, steinige Wege in die Höhe. Nach einer halben Stunde standen wir oben, die Sonne ging auf, vor mir lag Cali und die Unendlichkeit. Nach insgesamt einer Stunde kehrten wir zurück, frühstückten und machten uns auf den Weg zum Bus, in dem alle „muchachos“ schon sitzen und wir fahren zusammen zur Bio-Farm. Nun bin ich schon fast 6 Wochen hier, die Zeit verfliegt so schnell, dass man es kaum glaubt. So gesehen ist ein Jahr nahezu „nichts“. Man kann überall auf der Welt zu Hause sein, man findet Freunde, so etwas wie Familie (meine ist natürlich nicht ersetzbar) und eine Aufgabe, die einen herausfordert, die man liebt. Hier gibt es immer wieder graue Tage, aber ich weiß nicht wann ich im Gesamten das letzte Mal so viel gelacht habe.



La Barra – Ein Ort des Friedens

15 10 2011

Am Dienstag morgen machten wir uns auf den Weg nach La Barra, einer Halbinsel in der Nähe der Hafenstadt Buenaventura. Wir, das sind meine Mitfreiwilligen Marlene und Johannes, sowie Mateo, Marlenes Mitbewohner und ich. Die Busfahrt von Cali nach Buenaventura sollte laut Kolumbienkennern 2 Stunden dauer.Durch wunderschöne Anden, an Holzhütten und Afrokolumbianischen Einwohnern, deren Leben man im Vorbeifahren nur erahnen konnte, vorbei, fuhren wir letztendlich 6 Stunden. Schuld? El trancón, was Stau bedeutet. Mir machte es nichts aus, auch wenn die Hitze und der Hunger zerrend waren. Es ist wichtig, sich der Situation anzupassen, sie anzunehmen. Gewonnen habe ich durch die Gelassenheit die grünen endlosen Berge, das Treiben der Menschen in den Dörfern, die Beobachtung der spielenden Kinder. Über die Verkehrsweise des Buses möchte an dieser Stelle einmal sagen: Es ist genauso, wie ich befürchtet habe, ich frage mich wirklich warum ich in Deutschland Angst hatte Auto zu fahren. Nein wirklich, der Verkehr in Südamerika ist grausam. Neulich wurde ich ungewollt Zuschauer eines Verkehrsunfalls. Marlene und ich kamen von der Arbeit und sahen wie Menschen sich um ein Etwas tumelten. Da lag sie, eine verunglückte Frau, in einer Lache von Blut.

Reale und nochmehr gefühlte Stunden kamen wir in Buenaventura an, obwohl ich nicht weiß, woher die Stadt sein „buen“ her hat. Naja wahrscheinlich rübergeschifft, wie die Drogen. Buenaventura ist einer der Drogenumschlagplätze schlechthin. Es wurde schon fast dunkel und wir beeilten uns zum Boot zu kommen. Am Bootsschalter erfuhren wir, das kein Boot mehr nach Juanchaco fahren würde und wir in Buenaventura übernachten müssten. Das taten wir, in einer billigen Absteige für knappe 4 Euro die Nacht. Wir freuten uns über die Dusche und die Betten. Ich kann es mir schon nicht mehr vorstellen warm zu duschen und ich genieße es, selbstwenn es früh am Morgen ist.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Boot, dass uns innerhalb einer Stunde mit 100km/h zur Península „Juanchaco“ brachte. Die Busfahrt ist ungefähr mit der Busfahrt zu vergleichen. Selbst wenn ich mich festhielt flog ich bei jeder Welle in die Luft und krachte wieder auf das Holzbrett. Aber dank der Steißbeinschmerzen werde ich das „buen aventura“ nicht so schnell vergessen. Wir entfernten uns vom hässlichen Buenaventura, von einem Ort an dem man sich fremd und unerwünscht fühlt, es sei denn man hat Geld in der Tasche. Wir hatten eindeutig zu wenig! Die Stadt ist außerdem dreckig und ohne erkennbare Struktur. Es gibt verwahrloßte Hütten, Hochhäuser und Hotels, dann wiederrum Kirchen und das ein oder andere villenartige Geäude. Jede Zeit und seine finanzielle Lage ließ hier wohl ein Haus in die Lüfte sprießen.Entgegen kamen uns unzählige unbewohnte Inseln, die voller fremder Vegetation und Vögel war. Denken musste ich immerzu an Charles Darwin und seine Galapagosinsel! Auch sahen wir bewohnte Inseln, oder Halbinseln, solche wo die Strandhütten am Strand zu erblicken sind, und Palmen auf dem Strand wachsen. Wunderschön und trotz des grauen Himmels am ersten Tag nicht triste! In Juanchaco angekommen erlebte ich so etwas wie einen positiven Kulturschock. Es wurde draußen in Hütten an Feuerstellegekocht und wohin man blickte waren nur Afrokolumbianer zu sehen. Die Menschen leben in den Hütten, die oft kein fließend Wasser und nur selten Strom besitzen. Mit einem Auto, das auseinanderzufallen drohte fuhren wir weiter in das nächste Dorf, Straßen gibt es dort keine. Von dort aus ließen wir zusammen mit einem freundlichen Afrokolumbianer eine Stunde lang durch die Urwald, durch schwarze, rote, braune, gelbe und beige Erde. Zusammen mit der Vielfalt der Pflanzen und dem blauen Himmel ergab das ein prächtiges Farbenspiel der Natur.

Es beflügelte uns, und wir freuten uns auf ein paar Tage Ruhe nach der abenteuerreichen Anreise. Plötzlich ging es steil abwärts und wir erreichten den Strand, dessen Sand grau, beinahe schwarz ist. Der Blick auf den Strand, der mit Kokusnüssen übersät war, auf das Meer und zwei schöne Holzhütten gab mir erstmalig in diesen Tagen ein Gefühl von Ankommen, von Rast und Ruhe. Noch ein paar Schritte weiter und wir befanden uns mitten in dem Leben, dass einer anderen Zeit zu spielen scheint. Die Afrokinder liefen umher und begrüßten uns, sowie die Älteren mit einem freundlichen „Buenas“. Wir zogen in eine Hütte, die ein Licht im Schlafzimmer besitzt und ansonnsten frei von Luxus war. Duschen taten wir uns in unserem Garten, dem Urwald mit dem Wasser aus einer Regentonne, dessen Wasser die Inselbewohner trinken und uns auch nicht umbrachte. Wir erkundeten den Strand, nahmen uns alle vier an der Hand und rannten in des Pazifik. Symbolisch hatte es für mich einen großen Wert. Wieder ein neues Meer, ein Stück mehr von der Welt. Den Abend verbrachten wir ebenfalls am Strand und gönnten uns unsere erste Malzeit bei einer sehr netten Afrofrau, die für uns köstlichen Reis, Platano verde, Fisch und Salad auf einer Kochstelle in ihrer Küche zubereitete. Satt und glücklich setzten wir uns an den Strand, der durch den Vollmond geheimnisvoll wunderschön war.Ich weiß nicht warum und weiß es doch. Aber diese Nacht unterm Moskitonetz, auf einer abgenutzten Matratze, mit zerstochenen Mückenstichbeinen schlief ich einhundertmal besser, als in meinem Zimmer in Cali. Es ist nicht der Wohlstand der glücklich macht. Es ist der Frieden.

Am nächsten Tag nahm ich Kontakt zu den Einheimischen auf. Eine Frau wusch ihre Wäsche in einer Schüssel und schenkte mir ein zufriedenes und einladendes Lächeln. Ich fasste mir ein Herz und ging zu ihr hin um mich vorzustellen. Auf einem Stuhl neben ihr saß ein kleines Afrobaby und strahlte mich an. Ich fragte die Frau, ob ich die kleine auf den Arm nehmen dürfe. Sie sagte erfreut „si claaro!“ Ich warf das Baby hoch in die Luft. Zum Dank schenkte es mir ein erheiterndes Lachen.

IMG_3163



Meine erste WG – Obwohl dann hätte ich ja Rechte.

4 10 2011

Ich bin endlich umgezogen. Die Wohnung befindet sich im dritten Stock eines Hauses und ist wirklich ausgesprochen schniecke. Schick und steril. Das bin ich weder von zu Hause gewohnt, noch von Kolumbien. Im Gegenteil. Mein Zimmer ist schön, ein schönes Bett, ein großer Schrank und ein Schreibtisch.Was für ein wundervolles Gefühl es ist sein Gepäck auszuräumen, an Orte wo sie für ein Jahr ihren Platz finden. So wie ich. Ich finde hier für ein Jahr meinen Platz. Nur so idyllisch sich das auch anhört, das wird wohl mit die größte Herausforderung. Die Kolumbianerin erklärt mir nämlich täglich, wie ich die Dinge hier zutun habe und ich gebe mir wirklich äßerste Mühe, alles ordentlich zu hinterlassen. Wusstet ihr, dass das Handtuch zum Beispiel besser trocknet, wenn man es quer aufhängt? Wer mich kennt weiß wie chaotisch ich bin, dass ich in Chaos verrichten Weltmeisterin bin und mich in ihm wohlfühle. Als ich heute nach Hause kam war mein Bett gemacht, obwohl ich es schon gemacht hatte. Man kann Betten also gut und schlecht machen. Ich hätte ja eine Menge erwartet, aber dass ich in Kolumbien ordentlich werde nicht! Ich lege mich nun zu Ruh, in mein weltmeisterhaft gemachtes Bett. Buenas!

Ps. Ich mache auch etwas Spaß, ich werde mich arrangieren müssen und können und wer weiß wofür es gut ist! Die Aussicht aus meinem Fenster ist auch schön! Also, todo bien!